Rehwildhaltung:
Die Haltung von Rehwild ist
Genehmigungspflichtig.
Anträge sind an die untere Landschaftsbehörde des
Kreises zu richten. Optimal wäre es wenn Sie ihren Rehen eine Fläche von 1 ha
zur Verfügung stellen könnten. Diese Flächengröße ist eigentlich auch die
Voraussetzung für die Rehwildaufzucht und Haltung. Es können aber auch
Sondergenehmigungen für kleinere Flächen von den zuständigen Behörden genehmigt
werden.
Zaunanlage:
Die Zaunanlage muss so beschaffen sein, das ein Entweichen der Rehe unmöglich ist.
Als Zaunsorte wählt man einen Wildschutzzaun damit Verletzungsgefahren für die
Rehkitze und Rehe ausgeschlossen werden können. Der Wildschutzzaun wird nicht
feste gespannt, er soll das Rehwild schützen, das heißt in der Praxis das der
Zaun federt wenn mal ein in Panik geratenes Reh in den Zaun rennt. Bei einem
fest gespannten Zaun, zum Beispiel Maschendrahtzaun, wäre damit ein Genickbruch
vorprogrammiert. Die Zaunhöhe sollte 2,00m betragen. Als Zaunabschluss in 2
Meter Höhe wäre dann eine Reihe Stacheldraht noch optimal. Mit einem
zweiten engmaschigen Zaun geht man 50 cm tief in die Erde um zu verhindern das
sich Hunde oder Füchse oder sonstige Feinde durchgraben. Leider ist das bei
nicht beachten schon häufiger passiert.
Zaunanlage wird montiert
Wildschutzzaun:
Als Zaunart empfehle ich ein
handelsübliches Knotengeflecht (Wildschutzzaun) der unten 80 cm in der
Höhe engmaschig sein sollte. Sonst könnten sich junge Kitze verletzen
oder durchschlüpfen. Ein Wildschutzzaun schütz das Rehwild wenn es einmal in
Panik gegen den Zaun rennt. Dieser Zaun wird so montiert das er federt. Damit
kann ein Genickbruch vermieden werden.
Zaunanlage direkt nach Fertigstellung, Es folgten Bepflanzungen am Zaun entlang.
Durch gerade ausgeführte Erdarbeiten ist ein reiner Erdweg am Zaun
entlang zu sehen, den wir direkt nach Fertigstellung der Zaunanlage
bepflanzt haben.
Bewuchs der Zaunanlage ein Jahr später
Bepflanzung am Zaun mit einer Weißdornhecke von außen, Bepflanzung mit Brombeeren von
innen.
Schutzhecke:
Nach meinen heutigen Erfahrungen würde ich als Schutzhecke eine Feuerdornhecke
( orange oder rote Beeren ) von außen gepflanzt an der Zaunanlage entlang
empfehlen. Die Pflanzen sollten so am Zaun gepflanzt werden das der Zuwuchs
gerade so im Zaun wächst. Die Feuerdornhecke ist immer grün und bietet somit
im Winter einen sehr guten Schutz vor Einblicke und Wind. Die Blätter vom
Feuerdorn werden von den Rehen sehr gerne gefressen.
Pfosten für die Zaunanlage:
Für die Pfosten ist Robinie die Holzart
Nummer 1. Alternativ könnte man auch Eiche oder Kastanie wählen. Die
Pfostenlänge sollte mindestens 2,50 m betragen.
Der Pfahlabstand beträgt ca. 5 m.
Unterstand für Rehe:
Jedes Tier in Gefangenschaft hat ein Recht auf einen Unterstand oder nach
Tierart sogar ein Recht auf einen Stall. Beachten wir das nicht verstoßen wir
gegen das Tierschutzgesetzt. Meinen Rehen stehen vier Offenställe zur
Verfügung.
Für unser Rehwild wählen wir einen Unterstand, da Rehe Fluchttiere sind und kaum geschlossene Räume annehmen. Es sei denn das Rehkitz ist in einem geschlossenen Stall groß geworden. Eine geschlossen Wand in Hauptwindrichtung also nach Westen oder Süden wird gut angenommen. Bei unserem Offenstall in der Mitte vom Gehege gibt es keine geschlossene Wand. Die Rehe finden von allen Richtungen Zuflucht in den Stall. Sie können auch in allen Richtungen aus dem Unterstand flüchten. In östlicher Richtung ist eine Holzwand mit eingearbeitet Ein- und Ausgang. In dieser Holzwand sind Kunststofffenster eingearbeitet.
Die Dachhöhe sollte so hoch gewählt werden
das unsere Rehe sich gut aufrecht darin bewegen können. Sonst fühlen die Rehe
sich zu sehr eingeengt. Das Dach sollte ein Gefälle haben, eine Dachrinne
wird montiert. Bündig vor der Aussenkante Dach werden dichte, schlanke
Tannenbäume von ca. 2 m Höhe gepflanzt, so das sich die Tannenbäume gerade
eben nicht berühren. Hier ist dann Ablageplatz der Rehe und keine Futterstelle.
Eine Futterstelle würde zu viel Unruhe schaffen da auch andere Wildtiere wie
zum Beispiel Mäuse und Ratten dort Nachts hausen würden. Wird ein Unterstand
bei regen nicht angenommen ist er falsch gebaut. In der freien Natur suchen die
Rehe bei strömenden Regen Schutzplätze unter alten Tannenbaumbestände oder
Dickicht auf wo sie fast trocken bleiben. Da wir die Natur nicht imitieren
können müssen wir den Rehen in Gefangenschaft Unterstände bauen.
Standort vom Unterstand:
Mindestens ein großer Offenstall sollte in der Mitte vom Gehege stehen. Das Reh
kann von dort aus alles überblicken. In allen Richtungen flüchten und zuflucht
finden. Gut wäre es wenn um den Offenstall stabile Schattenbäume (Tiefwurzler
/ Pfahlwurzler ), zum Beispiel, Buche, Eiche, Esskastanie, Walnuss ) stehen würden.
Dach vom Unterstand:
Das Dach für unsere Rehe sollte nach Opernsaalrichtlinien gebaut werden.
Das Dach von einem Opernsaal wird auch so abgepolstert das keine Fremdgeräusche
durch Regen, Hagel, Eisregen oder sonstiges die Hörqualität der Gäste
beeinträchtigt. Unsere Rehe möchten auch nicht das durch unnatürliche
klopfende Regentropfen oder Eisregen ihr Hörvermögen beeinträchtigt wird.
Diese Geräusche würde die Rehe so verunsichern das sie bei solchen Wetterlagen
nicht unter dem Dach gehen würden.
Wenn es regnet insbesondere wenn es stark regnet oder wenn wir Eisregen, Hagel
und so weiter haben klopft es auf dem Dach so sehr das die Rehe dadurch
irritiert werden, und sie
würden aus dem Stall flüchten. Gerade bei solchen Wetterlagen brauchen unsere
Rehe aber Schutz. Wellblech, Doppelstegplatten, oder ähnliches Material ist
für den Dachbau nicht geeignet.
Unterstand "Mitte" von außen.
Unterstand "Mitte" von innen
Rehe im Unterstand "Mitte"
Unterstand Süd-West in meinem Rehgehege.
Offenstall, Nord-West im meinem Rehgehege.
Zu den vier Offenställe gibt es in unserem Gehege noch mehr
Unterstellmöglichkeiten und Ablageplätze. Hier auf diesem Bild mit
einem wasserfesten Anglerschirm.
Unterstellmöglichkeit und Ablagemöglichkeit durch wasserfeste Anglerschirme | Rehkitze und Rehe nutzen gerne diese Ablageplätze | wasserdichter Ablageplatz durch Anglerschirm für meine Rehkitze |
Schutzunterschlupf für Rehkitze und Rehe
aus Tannenzweige:
Als im Jahre 2005 meine jetzige Außenstation mit der
Aufnahme von Rehkitzen anfing konnte so schnell kein fester Offenstall gebaut
werden. Sofort wurde wohl ein Wigwam aus Tannenzweige gebaut. Die Rehkitze
nehmen diesen Unterschlupf gerne an. Nur man muss bedenken das so ein gebauter
Unterschlupf nicht dem Offenstall ersetzen kann. Bei Sturm, Dauerregen oder
Schneefall zieht es ordentlich in so einer Schutzhütte und die Rehkitze und
auch das Einstreu werden ständig nass. Die Tannenzweige fangen bald an zu
rieseln und das Dach und die Außenwände werden langsam immer lichter. So ein
Bauwerk muss jedes Jahr mit neuen Tannenzweigen erneuert werden. Wer denkt das
so ein Unterschlupf für die Rehwildhaltung ausreicht der sollte sich selber mal
bei Sturm oder Starkregenfälle rein legen. Gerne mit dickem Mantel, die Rehe
haben ja ein dickes Fell.
Geeignet ist so ein Tannenwigwam als Versteckmöglichkeit bei Angst und Stress
oder als Sonnenschutz. Bei leichtem Wind und Regen bietet dieser Unterschlupf
jedoch genug Schutz.
Wigwam aus Tannenzweige für Rehkitze | Tannenwigwam als Unterschupf |
Futterstellen für Rehe:
Futterstellen und Ablageplätze müssen dringend von
einander getrennt sein. Niemals dort füttern wo die Rehe ihre Ablageplätze
haben. Die Futterstellen sollten mindestens 10 Meter vom Offenstall entfernt
sein. Andere Mitfresser würden die Rehe zu sehr beunruhigen und das Dach würde
insbesondere Nachts nicht als Schutz aufgesucht werden. Sind mehrere Rehe im
Gehege, werden mindestens zwei Futterstellen für Mastfutter angelegt. Es
sollten mehrere Wasserstellen im Gehege vorhanden sein.
Für die Fütterung sind überdachte
Futterstellen und Raufen einzurichten die entweder
versetzbar sind oder auf festem Untergrund stehen. Es darf niemals auf den Boden
gefüttert werden da sonst Mäuse, Ratten, Igel vieles wegfressen und diese Tiere
auch große Krankheitsüberträger sind.
Die Futterstellen sollten niemals am
Gehegerand stehen sondern geschützt im Kern des Geheges platziert werden.
Das Futter in den Futtertrögen muss vor
Regen und Schnee geschützt werden. Hier mit einem wasserfesten Anglerschirm.
Durchmesser 2,5 Meter. Der Standort liegt im Windschatten.
Futtergefäße für Rehe:
Als Futtertrog haben sich die sogenannten Hundebars
bewährt. Diese kann man in der Höhe mit einer Schraube am Sockel verstellen.
Damit diese Gefäße nicht umfallen habe ich sie mit Erdspieße an den Füßen
versehen. Die Erdspieße sind aus festgeschweißten großen Nägel hergestellt.
Auf Bild drei haben wir das gesamte Fußwerk dieser Vorrichtung abmontiert und
dort ein einzelnen Erdspieß festgeschweißt. Das hat sich auf unebenem Feld
besser bewährt. Die gesamte Futtervorrichtung ist so standfester.
,
Schutzhecken für den Windschutz und
Sichtschutz:
Um den Rehkitzen einen Windschutz zu
bieten, ist in freien Lagen die Außenbepflanzung der Weidefläche an den
Zaunseiten zu empfehlen. Dazu eignet sich bestens eine Feuerdornhecke oder man
pflanzt mehrreihige Hecken aus
gebietstypischen Laubholzarten. Beispiele der Gehölzauswahl: Schlehe, Hasel, Weißdorn,
Feldahorn, Feuerdorn, Bergahorn, Hainbuche.
Eine Rotbuchenhecke ist im Sommer und Winter belaubt und bietet einen sehr guten
Schutz: Von innen wird an der Zaunanlage direkt eine dichte Brombeerhecke
gepflanzt. Sie bietet Sichtschutz, Windschutz und Nahrung. Dazwischen pflanzt
man Rosen und Himbeeren.
Neuanpflanzung: Brombeeren direkt am Zaun mit davor gepflanzter Rotbuchenhecke.
Windschutz, Sichtschutz:
Sichtschutz, Windschutz durch Schilffrohrmatten
Sichtschutz, Windschutz durch Windschutznetze.
Grundsätzlich sollte versucht werden, den natürlichen Lebensraum der wildlebenden Rehe nachzuahmen. Dazu pflanzt man im Gehege viel Buschwerk, Brombeerhecken, Himbeerhecken, Hainbuchenhecken uvm. um den Rehkitzen viel Deckung und Äsung zu bieten. Schattenbäume und Nahrungsbäume sollten auch vorhanden sein.
In kleinen Gruppen sollten auch Tannenbäume
gepflanzt werden. Sie bieten Wind- und Sichtschutz, auch Versteckmöglichkeiten.
Versteckmöglichkeiten durch Holzhaufen und Schutzhecken mitten im Gehege.
Schutz und Versteckmöglichkeiten durch umgefallene Bäume
Rehkitze brauchen eine Rennstrecke.
Rehkitze möchten rennen, damit trainieren sie Herz und
Kreislauf. Außerdem haben sie auch viel Freude an der Bewegung
Im Sommer schneiden wir Bahnen zwischen dem hohen Gras damit die Rehe gut rennen
können.
freigeschnittene Rennstrecke in meinem Rehgehege.
Rehkitze / Rehe brauchen Platz zum spielen:
freigeschnittene Fläche in meinem Rehgehege dient als Spielplatz für die Rehe.
Hier wird gespielt, gekämpft und rumgetobt.
Rehkitze klettern gerne:
Desiree, Chefin vom Gehege schaut sich die Lage mal von oben an. | Rehkitze spielen auf einen Strohhaufen |
Ablageplätze für Rehkitze und Rehe:
Rehe müssen immer die Möglichkeit haben sich
Windgeschützt in allen Windrichtungen abzulegen. Gerade im Herbst und Winter
sorgen wir für genügend zusätzlichen Schutz mit Naturstoffen. Das kann
Ein Erdwall sein oder ein kleiner Holzstapel. Tannenbäume und immergrüne
Gräser bieten auch einen guten Windschutz. Der Altholzstapel zum Beispiel
soll nur so hoch sein das ein Rehkitz im liegen noch drüber blicken kann.
hier macht sich ein Rehkitz zum Ablegen hinter einen Altholzstapel fertig. | Ablageplatz hinter Tannenbäume |
Gehegesicherung:
Um die Rehe in Ihrem Lebensraum "Gehege" vor
Eindringlinge jeder Art zu schützen ist eine Gehegesicherung unumgänglich. Wir
müssen an Feinde denken die den 2 m hohen Zaun übersteigen. Das sind zum
Beispiel Hunde oder Menschen. Dann müssen wir noch vor Eindringlinge schützen
die sich durch den Zaun oder unter den Zaun durcharbeiten können.
ein unbekanntes Tier wollte im Bereich vom Gehegetor eindringen. Auf den Bildern
ist die zerkratzte Schilfrohrmatte und ein gebuddeltes Loch unterm
Gehegetor zu erkennen.
Folgende ungebetene Gäste sind mir
gemeldet worden:
Menschen die den Zaun überstiegen haben.
Die zahmen Tiere wurden angelockt. Diese Menschen haben die Tiere mit einem
Messer abgestochen und sich nur die Filetteile rausgeschnitten und mitgenommen.
Menschen dringen in ein Wildgehege ein und schießen die Wildtiere.
In einer Gehegehaltung in Bayern ist 2004
folgendes passiert:
Ein Jagdhund übersteigt einen 2m hohen Wildschutzzaun und hetzt die Rehkitze.
Als die Betreuerin vor Ort kam lagen die Rehkitze nur noch hechelt auf den
Boden. Ein Rehkitz ist an Herz- Kreislaufversagen gestorben. Das andere Rehkitz
litt an geplatzten Därmen und wurde eingeschläfert.
Mehr zur Gehegesicherung demnächst mit Bildern.